Hängebank

Den zentralen Punkt für die Mannschaftsfahrung im Schachtgebäude stellte die Hängebank dar, der Ort, an dem die Grubenbelegschaft die Fördergefäße zum Einfahren betrat und diese bei der Ausfahrt auch wieder verließ. Hierbei sei eine Besonderheit der Schachtförderanlage des AL-Schachtes erwähnt: Erzförderung und Seilfahrt erfolgten mit ein und demselben Fördergefäß, für die Personenförderung wurde einfach ein Seilfahrtsboden im Skip umgeklappt, auf dem die Belegschaft stand. Vor allem zu den Hauptseilfahrtzeiten, also den Seilfahrten zu den Schichtwechseln der Grubenbelegschaft (morgens 5:30 -5:50 Uhr, mittags 13:30-13:50 Uhr, nachts 21:30-21:50 Uhr) war der Bereich der Hängebank stark frequentiert. Betrachtet man beispielsweise das Jahr 1987, als von circa 880 Gesamtbeschäftigten des VEB Zinnerz rund 220 Mitarbeiter allein im Untertagebetrieb (Vortrieb, Laderfahrer usw.) tätig waren, kann man sich etwa vorstellen, was für ein reges Treiben auf der Hängebank herrschte. Hinzu kamen zahlreiche Handwerker wie Schlosser oder Elektriker, aber auch Ingenieur-technisches Personal, die den AL-Schacht zur Einfahrt in die Grube nutzten, speziell nachdem der Römerschacht Anfang der achtziger Jahre zum nicht befahrbaren Wetterschacht zurückgebaut wurde. Für dieses Personal gab es neben den Hauptseilfahrtzeiten auch Zwischenseilfahrten, zum Beispiel 10.00 Uhr und 12.00 Uhr.
Befinden wir uns heute im Bereich der Hängebank, gibt es zahlreiche interessante Dinge zu betrachten. Zunächst sehen wir links und rechts im Bereich des Fördertrums massive Holzpfosten, die sogenannten Spurlatten. Diese dienten der seitlichen Führung der Skipgefäße, dazu waren an den Skips jeweils beidseitig oben und unten Rollen angebracht. Weiterhin hatten diese Spurlatten eine wichtige sicherheitstechnische Funktion: Bei Entlastung des Förderseils, beispielsweise durch Seilriss, griffen Fangmesser der in den Skips integrierten Fangvorrichtung in diese Holzkonstruktion ein und hielten das Fördergefäß fest. Aus diesem Grund wurden die Spurlatten bei der täglichen Überprüfung der Anlage durch die Schachthauer einer besonderen Kontrolle auf Festigkeit oder etwaige Beschädigungen unterzogen.
Zum anderen sehen wir die nahezu vollständig und original erhaltene Signaltafel mit Telefon und Signalglocken. Da der Fördermaschinist, der im benachbarten Gebäude saß , keine Sichtverbindung zur Hängebank hatte, erfolgte die Verständigung ausschließlich über diese Kommunikationsmittel. Es galten für den AL-Schacht die auf der Signaltafel dargestellten Ankündigungs- und Ausführungssignale. So bedeuteten zum Beispiel vier Schläge langsame Fahrt für Materialtransporte, fünf Schläge Personenbeförderung. Die Signale wurden von den Anschlägern auf der Hängebank oder an den einzelnen Füllorten gegeben.